1einhalb

es ist erstaunlich, aber je älter ich werde, desto pingeliger werde ich teilweise, oder desto klarer sehe ich (abstand ist dem klarsehen natürlich auch sehr zuträglich)

man entschuldigt sich im allgemeinen aus 2 gründen:

der eine grund ist, dass man etwas falsch gemacht hat und man die folgen dieser falschen handlung sieht und es ein gefühl in einem auslöst. ob nun schmerz, trauer oder einfach nur bedauern ist eigentlich egal. es kommt nicht auf die intensität des gefühls an, die sich ja auch aus dem verhältnis der beteiligten oder der schwere der verfehlung ergibt, sonder nur das bloße vorhandensein des gefühls ist wichtig. so etwas nenne ich eine aufrichtige entschuldigung. denn im allgemeinen ergibt es sich in solch einer situation, dass man derartiges verhalten, welches zu dieser entschuldigung führte, in zukunft vermeidet, da es ja für BEIDE seiten ein eher unangenehmes gefühl zur folge hatte.

der andere grund ist, man weiss, dass man etwas falsch gemacht hat, rein verstandesmässig, weil einem klar ist, dass man gerade gegen gesellschaftliche konventionen verstoßen hat. "so etwas tut man nicht, kind, man zeigt nicht mit dem finger auf andere menschen." wer kennt das nicht. und schon wird das kind zu einer entschuldigung genötigt, die es nicht versteht. aber das kind lernt es mit der zeit, dass man dies und jenes nicht tut und wann man diesen satz bzw. dieses wort sagen muss. ich will es nicht "falsche" entschuldigung nennen, aber es ist eine andressierte.
ob man das, was man tat nun wirklich bedauert oder nicht, zu leicht rutscht einem eine entschuldigung über die lippen. So etwas begegnet einem immer wieder, oft ist es egal, man hakt es ab. wenn es einem aber in engeren beziehungen passiert, führt das häufig zu erheblichen problemen.
in meiner ehe war es so. der gatte baute mist (und in varianten trotzdem immer wieder den gleichen) und entschuldigte sich dann. immer wieder, weil er dachte, damit wäre das thema erledigt. nur ist es eben das problem mit diesen dem kinde eingeimpften entschuldigungen, irgendwann zieht "nun entschuldige dich und alles ist wieder gut" eben nicht mehr. nicht, wenn sich dann nichts bewegt, wenn man merkt, der übeltäter hat keine erkenntnis daraus gezogen hat, weil nach der letzten silbe des, in diesem falle verhängnisvollen, wortes der ganz vorfall aus dem gedächtnis gestrichen werden soll. zumindest nach ansicht des sich entschuldigenden. bei seinem gegenüber aber bleibt oft ein bitteres gefühl zurück. also das unangenehme gefühl ist eher nur auf einer seite vorhanden.

ich möchte bitte nur noch entschuldigungen der ersten kategorie.